Ein eindrückliches Bild vom jüdischen Leben in Berlin 1942 zwischen Alltag und Verfolgung vermittelt der nicht zuletzt von Gabriele Tergit hochgelobte Roman »Christian Voß und die Sterne« von Hertha von Gebhardt von 1947, herausgegeben von Doris Hermanns. Als einzige Überlebende ihrer Familie teilt Irene Jonas die einstige elterliche Wohnung mit einer zusammengewürfelten Mischung aus ebenfalls jüdischen Untermieterinnen und Untermietern. In der Schlange eines Obst- und Gemüseladens lernt sie den mecklenburgischen Apotheker Christian Voß kennen. Trotz der damit verbundenen Gefahr wird ihre Beziehung enger und Voß bekommt Zutritt zu ihrer Wohnung und damit zu einem Mikrokosmos, dessen Regeln ihm fremd sind und der seinen Blick auf die Realität verändert.
Auch unsere zweite Neuerscheinung stammt von einer weitgehend vergessenen, wiederentdeckten
Autorin: »Ich träumte, ich hätte einen Wetterhahn
geheiratet«,
Erzählungen von Margarete Beutler, herausgegeben von Martin Freksa und Winfried Siebert. Mit viel Witz
und Kreativität schreibt die 1876 geborene, mit Erich Mühsam und Christian Morgenstern befreundete und vor allem als Dichterin berühmt gewordene Margarete Beutler (1876-1949) über die
Kindheit eines unangepassten Mädchens auf dem Land, über Privatlehrerinnenseminare, Heiratsbüros und Ehescheidungsschulen, erzählt von nähenden Männern, künstlicher Liebe und vom sexuellen
Erwachen der Frau. Ein wunderbarer Nachlassfund!
Im Mai folgt dann »Keine Bilder ohne Worte«, herausgegeben von Susanne Gramatzki und Renate Kroll, sowie mit »Frauen Film Arbeit« das 69. Heft der Zeitschrift »Frauen und Film«.
Und denen,
die es in die Ferne zieht, legen wir ganz besonders Alma M. Karlins
Reisebücher ans Herz, die Karl-Markus Gauß ausführlich in der Neuen Zürcher Zeitung gewürdigt hat. Und aus
dem im Oktober erschienenen zweiten Band der Reisetrilogie, »Im Banne der Südsee« liest Eva Irion in der
Sendung »Lesenswert«
im SWR2 und entführt dabei nach Australien. Zum
Anhören bitte hier entlang!
Im April geht die Indiebookchallenge in die vierte Runde. Eine Übersicht über unsere monatlichen AvivA-Lektüretipps von April 2021 bis März 2022 und mehr zu dieser tollen Aktion finden Sie hier.
Viel Spaß beim Entdecken wünscht
Ihre Britta Jürgs
Ich träumte, ich hätte einen Wetterhahn geheiratet
Margarete Beutler schreibt mit viel Witz und Kreativität über Privatlehrerinnenseminare, Heiratsbüros und »Ehescheidungsschulen«, erzählt von nähenden Männern, »künstlicher Liebe« und vom sexuellen Erwachen der Frau – und von dem »Vergnügen, der Stadt und all den verdächtigen Mannsbildern entronnen zu sein«.
Christian Voß und die Sterne
In der Schlange eines Obst- und Gemüseladens lernen sich Christian Voß und Irene Jonas 1942 in Berlin kennen. Christian Voß ist ein Apotheker aus Mecklenburg, der nach einer Verletzung von der Front nach Berlin zurückgekehrt ist. Die Berlinerin Irene Jonas musste als Jüdin ihr Medizinstudium abbrechen und arbeitet seitdem als Krankenschwester.
Susanne Gramatzki / Renate Kroll (Hg.)
Keine Bilder ohne Worte
In Briefen, Essays, Notaten und autobiografischen Aufzeichnungen reflektieren Fotografinnen und Filmemacherinnen über Sinn und Wesen der Kunst sowie das eigene künstlerische Schaffen – ähnlich ausdrucksstark wie das fotografische oder filmische Werk selbst.
Dennis Göttel (Hg.)
Frauen Film Arbeit
(Frauen und Film 69)
Vor allem die vermeintlich unscheinbaren Arbeiten des Berufsfeldes stehen im Zentrum dieser neuen Ausgabe von Frauen und Film. Denn ob Skriptgirl, Maskenbildnerin oder Cutterin
– sie alle sind Filme-Macherinnen, deren Rolle im Sinne einer neu zu schreibenden Filmgeschichte beleuchtet werden muss.
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Patience geht vorüber
Berlin 1918, Grete und Patience feiern ihr bestandenes Abitur. Grete ist Sozialistin. Patience, die eine englische Mutter hat, steht
zwischen den Nationen, Klassen und Geschlechtern. In ihrem Berlin-Roman von 1931 zeichnet Margaret Goldsmith, führende US-Ökonomin und zeitweilige Geliebte von Vita Sackville-West, ein
vielschichtiges Bild der deutschen und englischen Gesellschaften bis ins Jahr 1930.
Alma M. Karlin
Im Banne der Südsee
Von China über Australien bis nach Papua-Neuguinea entführt Alma M. Karlin im zweiten Teil ihrer Reisetrilogie – des Berichts ihrer abenteuerlichen Weltreise,
die sie von 1919 bis 1927 über fünf Kontinente führt und die so ganz anders ist als andere touristische Reisen ihrer Zeit. Messerscharf beobachtet, erzählt mit dem unverwechselbaren
Karlin-Humor.
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Kristine von Soden
»Und
draußen weht ein fremder Wind...«
2., überarbeitete Auflage
Von den Nationalsozialisten verfolgt, verließen sie ihre Heimat in Richtung Palästina, Amerika oder Shanghai: Kristine von Soden beschreibt facettenreich und lebendig die Fluchten jüdischer
Frauen von 1933 bis zum Ausreiseverbot 1941 – von der Schriftstellerin Mascha Kaléko über die Ärztin Hertha Nathorff bis zur Künstlerin Anna Frank-Klein.
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