Hardcover m. Leseband,
216 S., 20 €
ISBN: 978-3-949302-02-2
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Ilse Aichinger und ihre Zwillingsschwester Helga wurden am 1. November 1921 in Wien geboren – als Kinder einer jüdischen Mutter und eines
nichtjüdischen Vaters. Während ihre Schwester 1939 mit einem Kindertransport nach Großbritannien fliehen konnte, blieb Ilse Aichinger zum Schutz ihrer Mutter in Wien. Sie und ihre Mutter
überlebten, ihre Großmutter und die Geschwister der Mutter wurden ermordet.
Im September 1945 erschien Aichingers erste Erzählung im »Wiener Kurier«, ihr Roman »Die größere Hoffnung« folgte 1948. 1951 wurde sie erstmals zur Gruppe 47 eingeladen, mit deren Literaturpreis
sie im darauffolgenden Jahr ausgezeichnet wurde. 1953 heiratete sie den Schriftsteller Günter Eich und lebte mit ihm und ihren beiden
Kindern zunächst in Oberbayern, dann im Land Salzburg. 1981 zog Aichinger auf Einladung des S. Fischer Verlags nach Frankfurt am Main, ehe sie 1988 in ihre Geburtsstadt Wien zurückkehrte. Nach
langer Schreibpause schrieb sie in den 2000er-Jahren regelmäßig Kolumnen für österreichische Zeitungen. Sie war auch in ihren späten Jahren eine eifrige Kinogängerin und kehrte fast täglich in
ihrem Wiener Stammcafé ein. Ilse Aichinger starb im Alter von 95 Jahren am 11. November 2016 in Wien. 2018 wurde im Wiener Bezirk Donaustadt eine Straße nach ihr benannt.
Für sie wäre es das größere Glück gewesen, nicht auf der Welt zu sein, erklärte Ilse Aichinger einmal. Wenn sie noch einmal die Wahl hätte, würde sie das Leben verweigern. Der Nazi-Terror, dem
ihre Familie ausgesetzt war, und insbesondere der Verlust ihrer Großmutter wirkten ihr Leben lang nach. Tragische Todesfälle im Familien- und Freundeskreis sollten Jahre später immer wieder
Schuldgefühle in ihr als »Überlebende« wachrufen. Schreiben sei Sterben lernen, notiert sie später. Das Sprechen und Schreiben war
für sie eine Lebensform und zugleich das Schweigen und Verschwinden ihres Ichs. Schon vor ihrer späten Rückkehr in die Geburtsstadt Wien war es vor allem die Kraft der Sprache, die nicht nur neue
literarische Formen möglich machte, sondern bis zum Schluss so etwas wie Heimat für sie bedeutete.
In ihrem biografischen Essay hat Jutta Sauer die Schriftstellerin im Dialog mit ihrem Werk und wichtigen Ereignissen der Kultur- und Zeitgeschichte porträtiert. In »Wie nur ein Haifisch trösten
kann« begegnet uns eine Frau mit einer unbeirrbaren Haltung, aber auch eine anarchische Flaneurin, deren singuläres Werk über ihren Tod hinaus bis in die Gegenwart reicht.
»Bewegend skizziert Sauer Aichingers Erinnern in der Zeit, der die Sprache in ihrem Wunsch zu schweigen einen Spiegel vorgehalten hat, bewegend wird in diesem Essay eine Persönlichkeit gezeichnet, die sich der Sprache in einer ihr eigenen Zeitlosigkeit verschrieben hat.«
Isabella Feimer, morehotlist.com
»Auszüge der literarischen Texte Aichingers werden mit Zitaten aus Interviews, Briefen und Werken anderer Autor:innen verknüpft, wodurch sowohl ein persönliches Bild der Person Ilse Aichinger als
auch eine Vorstellung der gesellschaftlichen Situation ihrer Zeit und ihrer literarischen Umgebung entstehen.«
WeiberDiwan