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Mit dem vieldeutigen und gerne auch provokativen Titel Badengehen haben wir eine weit gesteckte Arbeitsplattform eröffnen wollen, zur Auseinandersetzung mit der Situation des Films angesichts der neuen Medien und dem Stand von Feminismus in Gesellschaft und Wissenschaft. Vieles ging im Laufe von 25 Jahren Frauen und Filmen in Frauen undFilm und außerhalb von Frauen und Film baden bzw. zu Ende: Feminismus scheint Geschichte geworden, zeitgemäß wäre es Gender Studies zu betreiben; die Frauen als historische Kategorie sind verloren gegangen, vielleicht existieren sie noch als Privatrest im marginalisierten Alltag, zeitgemäß könnte man von Konstruktionen von Weiblichkeit sprechen. Und mit dem Film und dem Kino steht es auch nicht besser, so scheint es, so heißt es: eine Sprache steht nicht mehr zur Verfügung, eine auf klare Angriffspunkte ausgerichtete Praxis der Kritik ist nicht mehr selbstverständlich, historisches Bewusstsein ist vielleicht nicht mehr oder nicht mehr in der Weise relevant, wie es einmal der Fall war. Und überhaupt: heute gibt es Medien. Frauen und Film dagegen: nicht gender, nicht feminist und nicht media – hoffnungslos überholt? So gesehen ist Badengehen mehr eine ernüchternde Dusche, der Abgesang auf unwiderbringliche Tage, als Solebad oder verspieltes Brandungstummeln in Filme und Feminismen. Frage ist also, ob Feminismus tatsächlich badengegangen ist.
Die Filmzeitschrift »Frauen und Film« ist die erste feministische filmtheoretische Zeitschrift Europas.
Die Zeitschrift wurde 1974 von der Filmregisseurin Helke Sander in Berlin gegründet, zog 1983 nach Frankfurt am Main und wurde dort im Stroemfeld Verlag zunächst von Karola Gramann, Gertrud Koch
und Heide Schlüpmann, später mit erweitertem Herausgeberinnenkreis herausgegeben.
Nun, nach 47 Jahren, kehrt »Frauen und Film« nach Berlin zurück, um erstmals beim AvivA Verlag zu erscheinen. Die Zeitschrift
befasste sich in den Anfangsjahren vor allem mit den praktischen Bedingungen von Filmproduktion sowie der Ausbildungssituation und setzte sich kritisch mit Sexismus im Film und der Entwicklung
einer feministischen Filmkritik und -geschichtsschreibung auseinander. So spielten Themen wie die Ästhetik des faschistischen Films, Krieg und Kino, Masochismus, Avantgarde und Experiment und in
neuerer Zeit Film und Medien, Autorinnenfilmerinnen und Migration eine Rolle. Zunächst als politisches Agitationsforum gedacht, das sich für die Entwicklung einer Frauenfilmpolitik und -kultur
einsetzte, hatte der erste Umzug nach Frankfurt eine Neuausrichtung der Zeitschrift in der Tradition der Frankfurter Schule mit Fokus auf Filmtheorieentwicklung und Filmgeschichtsschreibung zur
Folge.
Mit der Rückkehr nach Berlin wollen wir diese Tradition fortführen und uns im neuen Heft – nun mit veränderten Vorzeichen – wieder stärker mit vernachlässigten Aspekten der Filmpraxis
auseinandersetzen.