AvivA on Tour (Herbst 2017)

Geschrieben und fotografiert von Klara-Emilia Kajdi

20. Station: Berlin-Friedenau

9. November

 

Zum Anlass der 20. Station der AvivA-Tour und der Veranstaltungswoche »Stadt Land Buch« machen wir uns auf den Weg in die Buchhandlung »Der Zauberberg« in Berlin-Friedenau. Zudem ist heute der 9. November, einen Tag, den man nie vergessen sollte. Der 9. November 1938, die »Reichskristallnacht« und die Erinnerung daran, haben ja auch einen Bezug zum Verlagsprogramm, da eben ein ganz besonderer Schwerpunkt vergessene jüdische Autorinnen sind, um auf diese Art etwas gegen das Vergessen zu tun.

 

Kaum zu glauben, dass wir jetzt tatsächlich am Ende unserer Tour angekommen sind, denn eigentlich könnte es jetzt immer so weitergehen. Wir haben auf jeden Fall Lust bekommen, so etwas in der Art öfters zu machen!

 

Die Veranstaltung im Zauberberg ist für mich nicht nur besonders, da es die letzte ist, sondern vor allem auch, da es die erste ist, bei welcher auch Freunde von mir kommen. Daher bin ich komischerweise und ohne Grund aufgeregt und hoffe, dass Britta alles so gut macht wie zuvor. Und das tut sie auch!

 

Neben der Eingangstür der Buchhandlung hängt ein Schaukasten, der mit AvivA-Büchern gefüllt ist und die Veranstaltung ankündigt. Durch die großen Fenster, die warmen Farben und die hohen Bücherwände wirkt die Buchhandlung sofort sehr einladend. Gerrit, der Buchhändler, stellt erst einmal seine Lieblingsbücher vor, anschließend beginnt Britta wie gewohnt mit der Verlagsvorstellung. Zum Schluss der Veranstaltung bekommt sie einen wunderbaren Blumenstrauß von der Geschäftsführerin des Landesverbands Berlin-Brandenburg des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels und anschließend wird im Nebenzimmer, welches witzigerweise die Kinder- und Jugendbuchabteilung ist, angestoßen. Was für ein schöner Abschluss!

19. Station: Berlin-Mitte

2. November 2017

 

Inzwischen ist es tatsächlich sehr herbstlich geworden und um viertel vor acht, bei meiner Ankunft in der Tucholsky-Buchhandlung, ist es dunkel. Das Schaufenster ist natürlich noch gut beleuchtet, ich sehe das Jubiläumsplakat und viele AvivA-Bücher und sogar die Verlagsseite im neuen Katalog der Kurt Wolff Stiftung, »Es geht um das Buch«, der zur Frankfurter Buchmesse erschienen ist. Weniger gut zu sehen ist zu dieser Tageszeit das große, grüne, mit Tucholskys Kopf versehene Schild zwischen den beiden Schaufenstern mit dem schönen Auszug aus dessen Gedicht »Das Ideal«: »Ja, das möchste: / Eine Villa im Grünen mit großer Terrasse, / vorn die Ostsee, hinten die Friedrichstraße; / mit schöner Aussicht, ländlich-mondän, / vom Badezimmer ist die Zugspitze zu sehn – / aber abends zum Kino hast dus nicht weit. / … / Ja, das möchste.«

 

Auch bei der 19. Station kann es noch Überraschungen geben: Die Theke der Tucholsky-Buchhandlung in Berlin-Mitte war bei meiner Ankunft mit zahlreiche Flaschen dekoriert: Obstbrand, Bourbon, Wodka und sogar Danziger Goldwasser. Ein Geschenk aus der Nachbarschaft, inspiriert durch die Einladung zum Verlagsabend unter besonderer Erwähnung des von mir herausgebenen Buches »Was trinken wir? Alles!«. Mir fällt dazu natürlich sofort ein, dass Doris, das »kunstseidene Mädchen« aus Irmgard Keuns Roman, das Danziger Goldwasser mit den kleinen herumwirbelnden Goldstückchen als »Tango im Glas« beschreibt. Was dazu führt, dass viele der Anwesenden das Angebot der BuchhändlerInnen Jörg und Gabriele annehmen, dieses Goldwasser zu kosten. Allerdings gehen sie (wie auch ich) danach meist wieder zu anderen Getränken über...

 

Jörg nimmt vorne neben mir auf einem der roten Sessel Platz und erinnert daran, wie wir uns kennenlernten: auf einer Veranstaltung mit vielen Berliner Verlagen und Buchhandlungen, die den einzigen Haken hatte, dass die BesucherInnen ausblieben. Das führte dazu, dass man ganz viel mit den KollegInnen ins Gespräch kam. Seitdem hatten wir eine ganze Reihe gemeinsamer Veranstaltungen, darunter auch einen tollen Ruth Landshoff-Yorck-Abend mit Fritzi Haberlandt auf dem von ihm mitinitiierten Literaturfestival READ!BERLIN. Jörg erzählt nicht nur, welche AvivA-Bücher für ihn besonders wichtig sind, sondern moderiert den Abend und stellt Fragen zur Verlagsgeschichte und -gegenwart und zur Situation der unabhängigen Verlage. Das macht die Veranstaltung ganz besonders lebendig. Natürlich gibt es auch hier literarische Kostproben, viele der Anwesenden melden sich ebenfalls mit Fragen zu Wort und weitere Getränke werden gekostet. Keiner wagt es jedoch, sämtliche der gespendeten Alkoholika zu probieren.

 

(Blogbeitrag von Britta Jürgs, Fotos von Klara-Emilia Kajdi und Britta Jürgs)

 

18. Station: Tübingen

26. Oktober 2017

Wir kommen relativ früh in Tübingen an und haben somit genug Zeit, vor der Veranstaltung noch die Stadt zu besichtigen. Nachdem die Temperatur gestern unter zehn Grad gefallen war, ist es heute umso erstaunlicher, dass wir draußen ein Eis bei 20 Grad essen und in vollen Zügen den goldenen Herbst genießen können. Tübingen ist eine wunderschöne Stadt mit sehr vielen alten Fachwerkhäusern, die mir immer besonders gut gefallen. In der Stadt ist viel los und alle genießen, am Neckar sitzend, das traumhafte Wetter. An einer Hauswand entdecken wir das Kraftklub-Zitat aus dem Lied »Songs für Liam«. Mitten in Tübingen werden wir somit an Chemnitz erinnert, eine Stadt, die ansonsten wenig Ähnlichkeit mit der schwäbischen Studentenstadt aufweist. Auf eine gewisse Art und Weise schließt sich damit der Kreis unserer Tour.

 

Der Frauenbuchladen befindet sich direkt in der Innenstadt, hinter dem Hölderlinturm, jedoch in einer Straße, die abgelegen vom Trubel ist. Die Buchhandlung wurde vor fast 38 Jahren gegründet und wird von einem Frauenkollektiv geführt, heute sind es 4 Buchhändlerinnen, doch es gab Zeiten in denen der Laden von 13 Frauen geführt wurde. Die heutige Veranstaltung ist die erste und einzige unserer Tour, die nicht in der Buchhandlung selbst stattfindet, sondern in einem externem Ort, das Frauencafé »achtbar«. Bevor wir uns in das Frauencafé begeben, laden uns die Buchhändlerinnen zu deren Stammitaliener ein, der sich in derselben Straße wie die Buchhandlung befindet und wo wir wunderbar essen. Die Veranstaltung verläuft gut und wir fahren anschließend mit einer Freundin von Britta nach Stuttgart, wo wir dann auch übernachten und endlich wieder ausschlafen. Die Fahrt zurück nach Berlin dauert so etwa 9 Stunden, da wir nicht mit eingeplant hatten, dass es der Ferienanfang Baden-Württembergs und Bayerns ist. Total erschöpft kommen wir dann Richtung Mitternacht an, nachdem wir beide unser abendliches Programm absagen mussten, doch freuen uns auf das Wochenende zuhause.

 

17. Station: Würzburg

25. Oktober 2017

Wir sind nun wieder unterwegs und auf dem Weg nach Würzburg. Das Auto ähnelt diesmal zwar eher einem Krankentransport als einem Tourbus, doch wir bleiben optimistisch und hoffen, dass es uns bis zum Abend hin wieder besser geht. Das Handschuhfach ist voll mit Halsbonbons und Taschentüchern und wird gefühlt alle zwei Minuten geöffnet.

 

Die kleinen Gassen, der Main, die ganzen Türmchen und die Weinberge, die sich rund um die Stadt befinden, geben der Residenzstadt ihren ganz bestimmten Charme. In unserer Unterkunft in Würzburg angekommen, sind wir zunächst einmal sehr von der Einrichtung irritiert, denn die Dusche befindet sich mitten im Zimmer. Von meinem Bett aus habe ich eine direkte Sicht auf die Dusche und kann diese sogar liegend berühren. Nach der Duschenüberraschung fahren wir in die Buchhandlung erLesen, die schon schön für die abendliche Veranstaltung eingerichtet ist. In der einen Ecke steht ein Sessel, der eine magische Anziehungskraft auf mich verübt, sodass ich mich nicht nicht in ihn setzen kann. Im Raum verteilt befinden sich einige Kissen mit Liebeserklärungen an Bücher und Literatur. Die Veranstaltung verläuft gut und Brittas Stimme hält – dank der Hilfe eines Hustenbonbons – sogar bis zum Ende durch.
Bevor wir mit der Buchhändlerin Petra Pohl im sehr netten »Café Journal« etwas trinken gehen, geben sie und ihre Schwester noch Besichtigungstipps für den nächsten Morgen, denen wir dann auch nachgehen. Die Mainbrücke und die Aussicht von der Festung Marienberg lohnen sich total und sind ein toller Abschluss, bevor es weitergeht nach Tübingen.

 

16. Station: Berlin-Moabit

20. Oktober 2017

Nach der Buchmesse war es wieder soweit: Die AvivA-Tour ging weiter, diesmal mit einem Heimspiel in der Dorotheenstädtischen Buchhandlung in Moabit. Da Klara-Emilia gerade nicht in Berlin ist, muss ich nun selbst etwas schreiben (und die Fotos stammen von mir und von meinen LesungsbesucherInnen). Um kurz vor halb acht habe ich erstmal einen kleinen Schock: Mein Fahrrad hat einen Platten. Die Buchhandlung ist zwar im selben Viertel, doch damit fällt das praktischste Verkehrsmittel leider aus. Zu Fuß sind es doch gut 20 Minuten, also fahre ich eine Station mit der U-Bahn und steige dann nochmal in den Bus – ganz schön umständlich.

Als ich ankomme, sind schon viele Leute da – eine schöne Mischung aus Bekannten und Unbekannten, der große Veranstaltungssaal der Buchhandlung ist voll. Und es gibt Blumen und andere Präsente zum 20-Jährigen, wie schön! Ich erzähle und lese, wie sonst auch. Diesmal ist allerdings zusätzlich auch noch der Moabiter Autor und Übersetzer Tobias Schwartz dabei, der über sein Virginia Woolf-Buch »Bloomsbury & Freshwater« spricht, das gerade neu im AvivA Verlag erschienen ist. Tobias hat Virginia Woolfs ziemlich unbekanntes und sehr witziges Theaterstück »Freshwater« über Woolfs exzentrische Großtante, die Fotografin Julia Margaret Cameron, übersetzt und in ein eigenes Stück über dessen Uraufführung integriert. Ich lese ein paar Kostproben daraus und darf anschließend wieder Bücher signieren (was man als Verlegerin ja sonst eher selten macht), dann läutet Hans-Peter Rimpel die Glocke zum Aufbruch und wir begeben uns mit einer kleinen Runde noch ein paar Meter weiter in eine nette neue Bar (mit ungewöhnlichen Toilettensymbolen...) zum Weiterfeiern. Und am nächsten Tag bin ich dann erstmal krank und stimmlos.

 

Dankeschön!

8. Oktober 2017

Während unserer Pause möchten wir uns ganz herzlich für all die wunderbaren Geschenke bedanken, die wir von tollen Buchhändlerinnen und Buchhändlern auf unserer Tour bekommen haben.

 

Jetzt geht es los zur Frankfurter Buchmesse!

15. Station: Borgholzhausen

27. September

Auf unserem Weg nach Borgholzhausen machen wir Halt in Münster bei A43 Kulturgut, einem Vertrieb preisreduzierter Bücher und bekommen dort eine kleine Führung, Kaffee und sehr guten Kuchen. Von da aus fahren wir nach Hagen am Teutoburger Wald, wo wir in einer schönen Wohnung untergebracht sind. Die Fahrt von da nach Borgholzhausen führt durch kleine Dörfer und Wälder und die Abendsonne wirft einen goldenen Schein auf die hügelige Landschaft. Borgholzhausen bildet einen absoluten Kontrast zu Duisburg. Es ist eine idyllische Kleinstadt, umgeben von sehr viel Natur in der Provinz von Bielefeld. Die Buchhandlung Bergmann ist bei unserer Ankunft noch nicht für die abendliche Veranstaltung vorbereitet, doch schnell wird alles zurechtgemacht und alles läuft gut. Nach der Veranstaltung gehen wir mit der Buchhändlerin Martina Bergmann und einigen Bekannten von Britta zum nahegelegenen Libanesen, um dort etwas zu essen und zu trinken. Bevor wir wieder zurück nach Berlin fahren, machen wir Station in Osnabrück und wagen uns trotz Dauerregens aus dem Auto.

 

Da die Frankfurter Buchmesse immer näher rückt, wird die Tour jetzt erst einmal unterbrochen. Obwohl wir es sehr genossen haben und viele tolle Erfahrungen gemacht und nette Leute kennengelernt haben, freuen wir uns, endlich wieder für mehr als drei Tage zuhause in Berlin zu sein.

 

14. Station: Duisburg

 26. September 2017

Nach der ungefähr siebenstündigen Fahrt von Berlin nach Duisburg haben wir nur wenig Zeit, um unsere Sachen in unserer Unterkunft abzulegen und zur Buchhandlung Scheuermann zu fahren, die sich in einer Einkaufsstraße mitten in Duisburg befindet. Im Schaufenster hängt ein Riesenbanner, auf dem die drei gewonnenen Buchhandlungspreise präsentiert werden. Gegenüber befindet sich eine Wand, die eine Schulklasse zusammen mit der Buchhandlung bemalt hat, was die Straße viel sympathischer macht. Vor Beginn der Veranstaltung macht die Buchhändlerin, Elisabeth Evertz, eine schöne Einführung zum Verlag, anschließend stoßen wir auf die 20 Jahre AvivAs an, die gewonnenen Buchhandlungspreise und den Geburtstag einer Besucherin des Abends. Nach der Veranstaltung, bei der wir uns wie so oft lange mit dem Publikum unterhalten, gehen wir etwas essen und trinken in einem nicht weit gelegenem Lokal namens »Grammatikoff«. Das Essen schmeckt echt gut und das Ambiente ist sehr nett, daher lassen wir dort den Abend entspannt ausklingen und fahren dann zu unserer Unterkunft im Hafenstadtteil Ruhrort.

 

Duisburgs Ruf eilt ihm voraus, doch die Stadt scheint für uns deutlich besser und schöner. Die Industriekultur hat uns am wohl meisten beeindruckt, da die Stahlfabriken mitten in der Stadt in den Himmel emporragten, so wie auch die Häfen, die sich an der Mündung zwischen Ruhe und Rhein befinden und zusammen den größten europäischen Binnenhafen bilden. Auf dem Weg zu unserem nächsten Halt fahren wir durch den Bezirk Marxloh und sind von den Brautmodengeschäften, die sich dicht aneinanderreihen, überwältigt und staunen über die Anzahl an Läden, weil es in der gesamten Hauptstraße kaum etwas anderes gibt.

 

13. Station: Chemnitz

21. September 2017

Chemnitz war mir bisher vor allem nur über das Lied »Karl-Marx-Stadt« von Kraftklub bekannt, einer der Gründe, weshalb ich neugierig war, die Stadt zu besichtigen. Ich hatte zuvor entweder nur sehr positive oder sehr negative Dinge über sie gehört und wollte nun endlich meine eigene Meinung zu ihr bilden. In der Innenstadt angekommen, gehen wir zuerst einmal zu dem berühmten Karl-Marx-Kopf, der noch viel imposanter aussah, als ich ihn mir vorgestellt hatte. Der Rest des Zentrums hat mich ein wenig verwirrt, es schien für mich so, als hätte man die Gebäude einfach hingestellt, ohne Rücksicht auf die anderen zu nehmen, was unstrukturiert und ein wenig chaotisch aussieht, obwohl ich die letzte bin die Ordnung vorzieht. Dies schien aber für mich nicht wie ein gemütliches Chaos, sondern eher wie eine unorganisierte Zusammenstellung moderner Häuser. Jedoch war ich viel zu kurz in der Innenstadt und habe wahrscheinlich auch zu wenig gesehen, um das beurteilen zu können.

 

Auf dem Weg zu unserer Unterkunft im Bezirk Sonnenberg habe ich dann aber festgestellt, dass Chemnitz viel schöner ist als bei meinem ersten Eindruck. Sonnenberg ist ein Stadtteil mit hauptsächlich Altbauten, welche einen großen Kontrast zu der modernen Innenstadt bilden, so wie auch der Bezirk Kaßberg, in dem sich die Buchhandlung Lessing und Kompanie befindet. Kaßberg ist ebenfalls ein Altbauviertel mit vielen Jugendstilhäusern, was man Chemnitz gar nicht zutraut. Seit einigen Tagen hatte ich schon große Lust auf Flammkuchen und zu unserem Glück befand sich direkt gegenüber der Buchhandlung das Restaurant »Wagner«, mit »den besten Flammkuchen aus ganz Chemnitz«, wie es uns die Chefin stolz mitteilte. Ich habe lange nicht mehr so einen guten Flammkuchen gegessen und mit dieser Empfehlung und Einladung vom Buchhändler Klaus Kowalke hätte der Abend eigentlich nicht besser werden können. Doch die Veranstaltung verlief gut und klang dann mit einem langen und sehr netten Gespräch mit den zwei Buchhändlern, Klaus und Susi, sehr nett und schön aus. Darin ging es nicht nur um Literatur, sondern auch um Chemnitzer Bands, deren Musik wir auf unserer Heimfahrt nach Berlin hörten. Die beiden sind tolle, engagierte und supersympathische Buchhändler, die eine große Bereicherung für den Bezirk sind. Eines ihrer vergangenen Projekte, welches mir besonders gut gefallen hat, bestand darin, hundert (127 um genau zu sein) ihrer Kundinnen und Kunden mit deren Lieblingsbuch professionell fotografieren zu lassen, woraus letztendlich ein Plakat entstand. Für diese Aktion haben sie den Virenschleuderpreis auf der Frankfurter Buchmesse 2014 bekommen.

 

12. Station: Freiberg

20. September 2017

Freiberg: die Stadt in der man nach 22 Uhr noch etwas zu essen bekommt. Freiberg ist neben dieser tollen Eigenschaft eine Stadt mit einem schönem alten Stadtkern, welcher zum Großteil noch von den Stadtmauern umrandet wird und vor allem für den Silberbergbau berühmt ist. Mir war die Stadt bewusst nie aufgefallen, jedoch bereits öfters unbewusst, da mir das Autokennzeichen »FG« im Kopf geblieben ist. Das liegt daran, dass meine ehemalige Schule genau diese Abkürzung trägt und ich mich ab und zu auf der Autobahn gefragt habe, welche Stadt sich wohl dahinter verbirgt. Jedoch bin ich dieser Frage nie nachgegangen, kenne jetzt aber endlich die Antwort.

 

Der Taschenbuchladen, der auch gebundene Bücher verkauft, ist eine süße kleine Buchhandlung im Zentrum von Freiberg. Für mich werden die Veranstaltung selbst langsam zur Gewohnheit und ich hätte nicht gedacht, dass mich die Textstellen wieder einmal zum Lachen bringen können. Das Publikum lacht oder schmunzelt meistens an denselben Stellen, doch bis jetzt ist es noch nie passiert, dass das Publikum so gegluckst hat. Die zwei Damen, die neben mir saßen, konnten sich vor Lachen nicht mehr einkriegen und haben mich sogar ein wenig angesteckt. Und ich dachte, dass man mich nicht mehr mit denselben Textstellen überraschen kann...

 

Wie bereits angekündigt, sind wir im Nachinein etwas essen gegangen, und das sogar gegen 22 Uhr! Neben der Buchhandlung gibt es ein böhmisches Lokal, Stadtwirtschaft, wo wir wunderbar mit Heike, der Buchhändlerin, gegessen und getrunken haben. Jedoch haben mich die Toiletten am meisten fasziniert. Die Türklinken sind Zapfhähne, die Waschbecken sind Kupferpfannen und von der Decke hängen Nudelhölzer. Die Knöpfe, um das Wasser der Waschbecken anzuschalten, stimmten nicht mit deren Positionen überein und man musste den richtigen Knopf für sein Waschbecken oder das richtige Waschbecken für den jeweiligen Knopf finden. Dieses Bad hat mich auf jeden Fall sehr beeindruckt.

 

Nachdem wir schon in Lüneburg an vielen Wänden die Aufschrift »Seid Lieb« gelesen hatten, stand nun direkt vor unserer Unterkunft ein Container mit der Aufschrift »Lieb sein«. Diejenigen, die bei einer der Veranstaltungen unserer Tour, bei welcher aus dem Buch »Das Mädchen mit wenig PS« von Ruth Landshoff-Yorck gelesen wurde, dabei waren, erinnert dies wahrscheinlich genauso sehr wie mich selbst an die »Ratschläge für junge Mädchen«. Wenn ihr wissen wollt, was ich damit meine, kauft das Buch!

 

11. Station: Dresden

19. September 2017

Hinter den Kulissen spielt sich verständlicherweise viel mehr ab, als das, was ich hier auf dem Blog mit euch teile, doch zum Glück ist eine der nervenraubenden Sachen jetzt erledigt. Die neue Auflage des Buches »Rachel, die Frau des Rabbis« sollte bereits vor dem Start unserer Tour in Berlin aus der Druckerei ankommen, doch es kam nicht. Da das voraussichtliche Ankunftsdatum der Bücher so knapp vor dem Beginn der Tour war, hat Britta sich dazu entschlossen, alle Bücher nach Berlin liefern zu lassen und nicht die Hälfte zur Auslieferung. Zwei Wochen später rief ein Nachbar an mit der Nachricht, dass gerade 40 Kisten mit Büchern angeliefert wurden. Diese wurden erst einmal im Hausflur deponiert und später dann von dem Nachbarn in den Keller gebracht. Diese Bücherkisten waren der Hauptgrund für unseren kurzen Abstecher in Berlin und unsere Hauptbeschäftigung somit auch das Kistenschleppen. Zum Glück war ich dabei nicht alleine: Eine Freundin von mir war so lieb, mir beim Tragen zu helfen. Die Hälfte der Kisten musste nämlich in das Auto gebracht werden, damit wir diese bei der Auslieferung in der Nähe von Leipzig abladen können, wo wir heute morgen vorbeigefahren sind. Ich hab zwar immer noch ein wenig Muskelkater, doch es war trotz allem schön, wenigstens einen Tag wieder zuhause zu sein, nachdem man zwei Wochen am Stück so gut wie jeden Tag an einem anderen Ort übernachtet hat.

 

 Nachdem wir die Bücher bei der Auslieferung abgegeben haben, sind wir mit einem Kollegen von Britta, der uns beim Ausladen geholfen hat, zum naheliegenden idyllischen Störmthaler See gefahren, um dort unter anderem einen Kaffee zu trinken. Von dort aus fahren wir nach Dresden, wo am selben Abend die 11. Veranstaltung unserer Tour in Richters Buchhandlung stattfindet. Dresden ist eine Stadt, die ich liebe, und in der ich trotz allem erst viel zu selten war. Die Buchhandlung ist in Dresden Neustadt, einem Viertel, welches von der Atmosphäre her ein wenig dem Berliner Prenzlauer Berg ähnelt. In der Nähe der Buchhandlung befinden sich die Kunsthöfe, ein Pendant zu den mir bekannten Hackeschen Höfen, jedoch süßer und künstlerischer. Dort essen wir eine Kleinigkeit und sitzen dabei sogar draußen. Anschließend laufen wir zur Buchhandlung, die bereits für die Veranstaltung schön eingerichtet ist. Diese verläuft gut und es ist ein sehr netter Abend mit einem interessierten Publikum. Dresden gehört absolut zu meinen Top 3 unserer Tour und hat mich wieder aufs Neue begeistert.

 

Halbzeit: 10. Station in Mainz

17. September 2017

Heute gibt es für uns eine ganz neue Veranstaltungsform: das Bücherfrühstück. Um rechtzeitig vor elf in Mainz zu sein, müssen wir früher, als es uns lieb ist, aufstehen, daher bin ich total verschlafen und muss mich erst einmal aufraffen, um das Auto verlassen zu können, doch dieser Schritt hat sich gelohnt!

 

 Das Schaufenster der Buchhandlung Erlesenes und Büchergilde ist schon wunderbar geschmückt und eine Tafel weist auf das heutige 7. Bücherfrühstück und die 20 Jahre des AvivA Verlages hin. Die Buchhandlung ist von innen jedoch noch viel schöner und mit einer Liebe zum Detail dekoriert. Zudem gefällt mir die Mischung von Veranstaltung und Frühstück ganz besonders gut: eine ideale Abwechslung zu all den vergangenen Abendveranstaltungen. Der Raum ist wieder einmal ganz voll und das Publikum scheint seinen Sonntagvormittag in vollen Zügen zu genießen. Zum Schluss wird Britta ein toller Holzschnitt mit dem Buchhandlungslogo von Silke Müller als Dankeschön überreicht.

 

Mainz ist eine echt nette Stadt, die an diesem Sonntag total überfüllt ist, was wahrscheinlich daran liegt, dass verkaufsoffen ist und die Sonne scheint. Zu unserem Erstaunen findet direkt neben dem Dom eine Modenschau statt, bei welcher überwiegend Damen, die sich jünger fühlen, als sie tatsächlich sind, den Mainzer »Urban Style« präsentieren. Wir versuchen, so gut es geht, dem Trubel zu entwischen und landen vor dem Gutenberg Museum an einem blumenbewachsenem Platz. Da wir noch eine lange Fahrt bis nach Berlin vor uns haben, mussten wir unsere Stadttour früher als gewollt beenden, doch ich nehme mir aber wieder einmal vor zurückzukommen. Kaum haben wir den Rhein überquert und die Stadt somit verlassen, landen wir abermals in einer Landeshauptstadt, diesmal aber nicht von Rheinland-Pfalz, sondern von Hessen: Wiesbaden. Somit werden nebenbei auch die Geografiekenntnisse aufgefrischt - wie praktisch!

 

9. Station: Ruppichteroth

14. September 2017

Zur Abwechslung ist unsere Autofahrt (trotz Regen) echt schön, da wir durch verschiedene Gebirge fahren und ganz umgeben von Natur sind. Da wir keine Unterkunft in Ruppichteroth gefunden haben, übernachten wir 20 Minuten entfernt in Richtung Gummersbach. In unserem Zimmer angekommen, finden wir erst einmal das Badezimmer nicht, das sich auf dem zweiten Blick hinter einer Schranktür verbirgt. Somit fühlt man sich ein wenig wie bei »Narnia« - nur dass sich hinter dem Schrank keine zauberhafte Welt, sondern leider nur ein riesiges Bad verbirgt. Trotzdem eine nette Überraschung.

 

Der Weg nach Ruppichteroth in Angelikas Büchergarten führt über hügelige Straßen durch Wälder, die Landschaft ist wunderschön. In der Buchhandlung angekommen, gibt es erst einmal Prosecco, um auf das zweijährige Bestehen der Buchhandlung anzustoßen. Es ist eine gemütliche Buchhandlung, deren Wände und Inneneinrichtung überwiegend orange sind und die im Gegensatz zu den meisten anderen Buchhandlungen keine Bücher im Schaufenster hat, sondern Sitzgelegenheiten. Die Veranstaltung verläuft gut und das Publikum scheint im Nachhinein echt begeistert zu sein, was man jedoch währenddessen nicht bemerkt hat. Bei den Lesestellen, bei welchen bis jetzt immer gelacht wurde, hat dieses Publikum keine Miene verzogen. Dabei sagt man immer, dass die im Norden lebenden Menschen kälter und zurückhaltender sind als die, die weiter südlich leben. Durch dieses literarische Experiment wurde wieder einmal bewiesen, dass Vorurteile und kulturelle Klischees Schwachsinn sind, danke dafür!

 

8. Station: Frankfurt

12. September 2017

 

Wir haben es nicht so mit dem guten Wetter in Großstädten. Sobald wir ins Auto gestiegen waren, um von Friedberg nach Frankfurt zu fahren, hat ein großes Unwetter angefangen. Da unser Regenschirm sehr unter dem Wetter gelitten hatte, hatten wir uns in Lübeck einen schönen bunten gekauft, der eine gute Abwechslung zu dem uns verfolgenden Grau des Himmels ist. In der Buchhandlung Weltenleser angekommen, hat der Regen auch sofort aufgehört, woraufhin wir uns zwar erst einmal auf den Arm genommen fühlten, uns aber letztendlich auch freuten, da niemand bei solch einem Regen freiwillig das Haus verlässt und somit auch nicht zur Veranstaltung erscheint.

 

Wieder einmal ist die Veranstaltung ausverkauft und es ist besonders schön, dass, wie auch bereits in Friedberg, einige Schul- und Studienfreunde und -freundinnen Brittas anwesend sind. Am Ende der Veranstaltung bat eine der beiden Buchhändlerinnen das Publikum darum, sich in das Gästebuch einzutragen, was meiner Meinung nach eine echt schöne Idee ist, selbst wenn ich es nicht so mit Gästebüchern habe. Ich habe mich diesmal nicht getraut, meinen üblichen Ringelnatz-Gästebuchspruch einzutragen: »Werd ich vor's Gästebuch gezerrt, / so denk ich mit Verdruß, / ich werde ins Klosett gesperrt, / obwohl ich gar nicht muß!« und habe mich also enthalten.

 

Nach der Veranstaltung ist Britta in Frankfurt geblieben und ich habe die S-Bahn genommen, um zu meinen Großeltern nach Assenheim zu fahren. Auf meinem Nachhauseweg habe ich bemerkt, dass man sich der Großstadt entwöhnen kann und somit auch dem Nahverkehr. Peinlich als gebürtige Berlinerin, aber wahr. Ich würde nicht sagen, dass ich von dem Weg überfordert war, nur alles schien mir so ungewohnt. Bis ich mich wieder daran gewöhnen kann, geht es erst einmal weiter mit unserer Tour, und zwar in Ruppichteroth, einem Ort, von dem ich wieder einmal noch nie etwas gehört habe. Ich bin gespannt!

 

7. Station: Friedberg

11. September 2017

Nach einer sehr langen Fahrt sind wir endlich in Hessen angekommen, in Friedberg genauer gesagt. Meine Großeltern wohnen im Nebenort, Assenheim, und ich kenne die Buchhandlung Bindernagel auch schon sehr lange, so wie auch Friedberg. Deshalb wird dies der für mich wahrscheinlich schwerste Blogeintrag, da ich nicht mit derselben Distanz und Unvoreingenommenheit die Sachen sehe. Somit fällt es mir schwer, die Stadt und Umgebung zu beschreiben, was dazu führt, dass dies einer der kürzesten Artikel wird.

 

Besonders schön war es natürlich für Britta, in derselben Buchhandlung eine Veranstaltung zu haben, in welcher sie schon als Kind ihr Taschengeld verprasst hat und in die Welt der Bücher eingetaucht ist, da sie damals in Friedberg zur Schule gegangen ist. Umso schöner war es, dass diese Veranstaltung mit eine der bestbesuchtesten war und sogar noch einige Sitzmöglichkeiten hinzugefügt werden mussten, damit alle Besucher einen Platz bekommen. Zudem wurde die Veranstaltung auch mehrfach in der Presse angekündigt und war dann auch ein großer Erfolg. Die Männerquote war wieder sehr hoch, das Publikum sehr neugierig und wissensdurstig, was eben noch viel schöner ist, wenn man man so viele Stunden seiner Kindheit in derselben Buchhandlung verbracht hat.

 

Bevor wir diese Tour begonnen haben, konnte ich mir nicht wirklich vorstellen, wie es sein würde, und habe nicht erwartet, so viele tolle Menschen kennenzulernen. Jeder Buchhändler und jede Buchhändlerin wie auch jede Buchhandlung ist ganz besonders und ganz verschieden. Wir haben ein großes Glück, diese Tour zum Jubiläum machen zu können. Ich hätte niemals gedacht, dass ich so viel hierbei lernen würde – und das bezieht sich nicht nur auf den Bereich der Bücher.

 

6. und nördlichste Station: Meldorf

 

9. September 2017

Meldorf: Eine Stadt, die mir zuvor ganz und gar nichts gesagt hat und die ich jetzt jedem herzlich weiterempfehlen würde. Es ist die nördlichste Station unserer Tour, bevor es dann weiter Richtung Süden geht. In Meldorf angekommen, gehen wir direkt in die Peter Panter Buchhandlung, die schon für die abendliche Veranstaltung vorbereitet und zurechtgeräumt ist. So gut wie alle Plätze sind mit Namensschildern der Leute, die bereits Karten im voraus gekauft haben, versehen, was uns einen sehr gut besuchten Abend ankündigt. Die Veranstaltung ist letztendlich sogar ausverkauft, das Publikum ist das bisher interessierteste und die Männerquote ist die bisher höchste. Zu unserem Erstaunen ist in der Kulturkneipe nebenan eine Party, deren Musik wir bis spät in die Nacht hören. Somit waren wir in der belebtesten Straße, in der wir bis zu diesem Zeitpunkt unserer Tour untergebracht waren. Dies hat uns keineswegs gestört, sondern nur überrascht, dass dies ausgerechnet in Meldorf der Fall ist. Wir sind in der Wohnung direkt über der Buchhandlung untergebracht und verbringen eine sehr erholsame Nacht umgeben von Büchern.

 

Morgens werden wir von der lang ersehnten Sonne geweckt und gehen mit den total sympathischen Buchhändlern, Jan und Alexander, im Café Küste frühstücken. Wir frühstücken draußen in der Sonne: Der Sommer scheint zurück zu sein. Einige Meldorfer trauen sich sogar im T-Shirt raus, doch das ist uns etwas zu gewagt. Nach dem schönen entspannten Frühstück in der Sonne zeigen uns Jan und Alexander die Stadt, die auch an diesem Sonntag Morgen total belebt ist, da ein Flohmarkt stattfindet. Meldorf ist eine sehr schöne kleine Stadt, deren Backstein- und Fachwerkhäuser es mir ganz besonders angetan haben. Zudem ist die Stadt im Kulturbereich sehr aktiv, wozu die Buchhandlung Peter Panter einen großen Teil beiträgt. Diese Stadt, von der ich bei unserer Ankunft keinerlei Erwartungen hatte, hat es mir echt angetan und ich habe vor, wiederzukommen.

 

Bevor wir uns auf den Weg Richtung Hessen machen, fahren wir an die windige Nordseeküste. Auf dem Weg wächst der Sanddorn, von dem wir am Morgen die frisch zubereitete Marmelade probiert haben und am Wegrand stehen eine Vielzahl an Autos von den Leuten, die den Sanddorn ernten. Da Ebbe ist, muss Britta auf ihr Vorhaben, in die Nordsee zu springen, verzichten, weshalb wir uns dann zurück ins Auto begeben, um uns auf die lange Fahrt nach Friedberg zu machen, wo am Montag die nächste Veranstaltung stattfindet.

 

Kurzer Besuch in Lübeck

5. Station: Stockelsdorf

8. September 2017

Obwohl das Wetter schrecklich winterlich ist, haben wir beschlossen, auf dem Weg von Bienenbüttel nach Stockelsdorf einen Abstecher in Lüneburg zu machen. Es hat geregnet und war trotz unseren Pullis und Winterjacken echt ungemütlich. Letztendlich haben wir ein supernettes Café gefunden, welches im hinteren Teil eines Teelädchens versteckt ist. Dieses gemütliche und liebevoll eingerichtete Café war ideal für dieses Wetter und hat unsere Stimmung automatisch verbessert. Wir konnten uns vor allem bei der interessanten Auswahl an Gebäck nicht zurückhalten und bestellten die drei Dinge, die uns am neugierigsten gemacht hatten: ein Lakritz-Cookie, ein Dattel-Ingwer-Bällchen und eine Mohn-Waffel mit Pflaumenmus. Somit war das ungemütliche Wetter sofort vergessen und die gute Laune zurück. Da wir von diesem Ort so begeistert waren, vergaßen wir die Zeit und fuhren später los als ursprünglich geplant. Bei unserer Freundin in Hamburg, bei der wir übernachtet haben, steht groß an der Tür ein Zitat von Strawinsky: »Ich habe keine Zeit, mich zu beeilen«, welches eine sehr passende Beschreibung unserer Tour ist. Von der Fahrt habe ich außer dem Stau nicht viel mitbekommen, da ich ehrlich gesagt geschlafen habe. In Stockelsdorf angekommen, habe ich peinlicherweise nicht einmal das Dorf besichtigt, welches nicht gerade berühmt für seine Schönheit ist, sondern im Auto weitergeschlafen, während Britta schon in die Buchhandlung Bücherliebe gegangen ist. Lustigerweise bemerkte ich, dass schräg gegenüber ein Imbiss namens »Berlin Döner« war, da hat man sich sofort wieder ein wenig zuhause gefühlt.

 

Juliane, die Buchhändlerin, hatte uns schon vorgewarnt, dass die Veranstaltung höchstwahrscheinlich nicht sehr gut besucht sein würde, doch glücklicherweise lag sie total falsch. Die Buchhandlung war voll und der Abend war ein echter Erfolg. Anschließend sind wir mit allen, die Lust hatten, sich uns anzuschließen, griechisch essen gegangen, da Juliane dort einen Tisch reserviert hatte. Nach dem Ausklang des Abends in sehr netter Gesellschaft sind wir zu Juliane gefahren, wo wir auch übernachten durften. Ihr Haus liegt mitten auf dem Land direkt an einem See und hat einen wunderschönen, riesigen Garten. Das Haus selbst ist auch ein Traum, es ist mit sehr viel Liebe fürs Detail eingerichtet und hat sowohl mich wie auch Britta verzaubert.

 

4. Station: Bienenbüttel

7. September 2017

Heute sind wir in Bienenbüttel inmitten der Lüneburger Heide. Durch die vielen Staus hat sich der Weg von Hamburg, der nur eine Stunde dauern sollte, dann doch noch in die Länge gezogen, sodass wir ein schnelles Abendessen in der dörflichen Dönerbude zu uns genommen haben. Dort bin ich auf eine Broschüre des 6. Bienenbütteler Kulturradelns gestoßen, in welcher mir eine der Seiten sofort aufgefallen ist. Die sechste Haltestelle der Radstrecke wurde kurz und knapp beschrieben: »Bestattungskulturen mal anders – Särge + Urnen selbst gestalten; Malaktion – Kinder bemalen einen Sarg«. Als Zusatz stand noch dabei, dass es Kaffee und Kuchen geben würde. Komischer erster Eindruck.

 

Zum Glück ist es nicht dabei geblieben, denn dann sind wir in die Buchhandlung Patz gegangen. Bienenbüttel ist eine süße kleine Gemeinde, in der man keineswegs eine so aktive und engagierte Buchhandlung erwartet. Es war die erste Veranstaltung, bei welcher die Buchhändler selbst ihre Lieblingstitel aus dem AvivA Verlag vorstellten und präsentierten, was meiner Meinung nach eine sehr schöne Idee ist. Langsam fange ich an, einige Textstellen und insbesondere die zwei bis drei Gedichte von Lili Grün auswendig zu kennen und war nicht darauf eingestellt, an diesem Abend noch überrascht zu werden. Nach der Veranstaltung und der sehr herzlichen Übergabe einer schön geschmückten Sektflasche zur Feier des Jubiläums saßen wir noch zu viert mit den zwei Buchhändlern, Anne und Detlev, zusammen. Da wurde ich gefragt, welches das letzte Buch war, das mir besonders gut gefallen hat. Wir haben uns anschließend über verschiedene Autoren und Bücher ausgetauscht und kamen auf einen meiner französischen Lieblingsautoren, Jean-Michel Guenassia und insbesondere auf sein erstes Buch. Detlev stand auf und tippte etwas in den Computer ein und zwei Minuten später kündigte er an, dass dieses Buch übermorgen in seiner Buchhandlung erhältlich sein würde. Dies war für mich völlig unerwartet und ich habe mich total gefreut: Ein Buchhändler vertraut meiner Buchempfehlung, das ist doch was! Kurz bevor wir aufbrechen wollten, trennte sich Anne schweren Herzens, wie sie es selbst noch einmal betonte, von einem Buch, welches sie mir zuvor empfohlen hatte und schenkte es mir: »No & ich« von Delphine de Vigan. Die Entdeckungsfreudigkeit und nie endende Suche nach neuen Büchern hat es mir bei den beiden ganz besonders angetan und das war das erste Mal, dass ich mir überlegt habe, ob denn nicht auch der Beruf der Buchhändlerin nicht auch etwas für mich wäre.

 

3. Station: Hamburg: Was trinken wir? Alles!

 

6. September 2017

Frühstück in Schwerin vor dem Aufbruch nach Hamburg. Ein kleines nettes spießiges Schild kündigt an »Iss dich fit, nimm nichts mit«. Dieser provozierende morgendliche Reim verführt mich dazu, uns noch zwei Brötchen für die Fahrt mit einzupacken. Nach den Sommerstunden des Vorabends verfolgen uns den ganzen Tag mehrere Gewitter, welche uns davon abhalten, in den »Faulen See« in Schwerin zu springen, der uns am Tag zuvor durch seinen außergewöhnlichen Namen aufgefallen war.

 

Als wir in die Stadt fuhren, hat der Regen für einen kleinen Moment aufgehört und die Sonne hat sich gezeigt. Somit hatten wir einen wunderschönen Blick auf das Alsterhaus, die Alster und ihren imposanten Springbrunnen. Während meines letzten Hamburgbesuchs war ich vorwiegend in Altona und am Hafen und war keinesfalls auf diesen ersten neuen Eindruck eingestellt.

 

Trotz des darauf folgenden Dauerregens in Hamburg haben sich einige nach draußen gewagt und sind zur Veranstaltung im Stadtteil Eimsbüttel erschienen. Auch ich wäre lieber im Bett geblieben, um den Schlaf der letzten Tage nachzuholen. Der Buchladen Osterstraße war nicht ganz so gut besucht wie gestern in Schwerin, das Publikum war überschaubar, jedoch nicht weniger interessiert. Es wurde heute zum ersten Mal aus dem neusten Buch des Verlages gelesen: »Was trinken wir? Alles!« (Hg. Britta Jürgs) und passend dazu am Ende der Veranstaltung mit Publikum und Buchhändlerinnen mit Champagner angestoßen, den Gerlinde, eine der Buchhändlerinnen, zum Anlass unseres 20-jährigen Jubiläums und deren Auszeichnung mit dem ihnen ebenfalls verliehenen Buchhandlungspreises ausschenkte. Somit klang diese dritte Veranstaltung nett aus und wir fuhren bei winterlichen Temperaturen zu unserer Freundin nach Altona.

 

2. Station: Ein guter Tag in Schwerin

 

5. September 2017

Jetzt sind wir aber wirklich unterwegs! Wir werden somit die nächsten drei Wochen mit dem Auto durch Deutschland touren und fangen zunächst einmal mit dem Norden an. Unser Auto, auch AvivA-Tour-Bus genannt, ist vollgepackt und alles ist in Kisten verstaut.

 

Nach zwei Stunden wird die Landschaft von einer Vielzahl an AfD- und NPD-Plakaten verunstaltet und Wahlsprüche wie „Neue Deutsche? Machen wir selbst.“ schrecken uns zunächst einmal sehr ab. Zum Glück sehen wir bereits fünf Minuten später das Schweriner Schloss, welches uns sofort auf andere Gedanken bringt. In unserer Unterkunft gibt es sogar eine Dachterrasse mit Blick darauf, auf welcher wir die Spätsommersonne genießen.

 

Die Buchhandlung „Ein guter Tag“, die Veranstaltung und der gesamte Abend hätte nicht besser sein können. Die Buchhandlung ist liebevoll eingerichtet und gibt einem Lust, stundenlang herumzustöbern und sich in einen der türkisfarbenen Sessel in Bücher zu vertiefen. Die Lämpchen und die Dekoration an den Lampen gibt der Buchhandlung noch ein zusätzliches sympathisches Flair, das durch die Buchtipps und „Top Fives“ der Buchhändler unterstrichen wird. Mir persönlich hat die Idee der verpackten Bücher besonders gefallen, an denen jeweils ein kleines Schild mit einer Rezension hängt, die das Buch so gut wie möglich widerspiegelt. Man kauft somit ein Buch, ohne zu wissen, welches es ist, indem man sich nur an einer kurzen Beschreibung orientiert, was ein bisschen ans „Wichteln“ erinnert.

 

Axel und Sannah sind zwei wundervoll engagierte, interessierte und motivierte Menschen, die die Freude und Begeisterung an Büchern und unabhängigen Verlagen mit uns gemeinsam haben. Diese Buchhandlung ist absolut empfehlenswert der Inhaber und des Ambiente wegens und hat auch den ebenfalls gewonnenen Buchhandlungspreis in jedem Fall verdient.

 

Auftakt der AvivA-Tour: Hannover

 

31. August 2017

Der AvivA Verlag wird zwanzig und geht auf Jubiläumstour und ich fahre mit, um den Tour-Blog zu schreiben! Ich würde mich freuen, wenn einige uns virtuell begleiten.

 

Ich bin Klara-Emilia Kajdi und begleite den Verlag im Hintergrund fast von Anfang an, was sich zuvor jedoch eher auf die Auswahl der Cover reduziert hat.

 

Wir sind jetzt endlich unterwegs und beginnen die AvivA-Tour zum 20. Jubiläum und unsere erste Station ist Hannover. Heute Abend ist die erste Veranstaltung in dem Annabee Buchladen! Wir werden den nächsten Monat die meiste Zeit im Auto oder in Buchhandlungen verbringen, doch für unseren ersten Halt genieße ich noch den Luxus des Zuges. Dieser ist komplett ausgebucht und die Klimaanlage funktioniert nicht, was uns zeigt, dass die Entscheidung die Tour mit dem Auto fortzusetzen, die Richtige war. Nichtsdestotrotz ist dies für mich eine sehr bereichernde Fahrt. Ich teile das Abteil mit fünf Fremden, von denen vier aktive Unterhaltungen führen. Zuerst einmal bietet einer allen Bier an, was die Stimmung verständlicherweise sofort auflockert. Sehr schnell werden die Gespräche spezifischer und fünf Minuten später liegt eine Art Inkubator für zu früh geborene Babys auf unserem Abteiltisch. Wenn ich alles richtig verstanden habe, übermittelt das Gerät den Herzschlag der Mutter auf die Matratze des Kindes damit die menschliche Verbindung zwischen dem Kind und einem Elternteil während der Zeit im Brutkasten nicht unterbrochen wird. Dies war eine der interessantesten Zugfahrten, die ich je gemacht habe.

 

Um 19:30h fängt dann auch pünktlich die erste Veranstaltung und somit der offizielle Startschuss unserer Tour an. Das Schaufenster des Annabee Buchladens ist schon mit Büchern und Plakaten geschmückt. Dieser Tag ist nicht nur wichtig für uns als Beginn der Jubiläumstour, sondern auch für die Buchhändlerinnen des Annabee Buchladens, die einige Stunden zuvor mit dem Deutschen Buchhandlungspreis ausgezeichnet wurden. Der Abend verläuft genau so, wenn nicht sogar besser, als wir uns es vorgestellt hatten. Der Laden ist voll, das Publikum ist interessiert, gut gelaunt und aufmerksam, die Buchhändlerinnen herzlich und begeistert. Eine perfekte Kombination als Startschuss. Wir haben uns sehr wohlgefühlt und kommen auf jeden Fall wieder. Bis bald, Hannover!

 

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Kommentare: 15
  • #1

    Karin (Freitag, 01 September 2017 19:21)

    Ein wunderschöner Auftakt als Anfang zur Umsetzung dieser tollen Idee!
    Wir wünschen Aviva viele weitere spannende Abende mit einem interessierten Publikum und freuen uns auf die Lesungen in Hessen!

  • #2

    Peter (Samstag, 02 September 2017 18:01)

    Liebe Klara-Emilia. Das klingt wirklich großartig. Ich freue mich, dass ihr diese schönen Buchhandlungen unterstützt. Ich wünsche dem Verlag eine gute Zukunft und werde auch weiterhin diesen Blog verfolgen!

  • #3

    Lisa (Mittwoch, 06 September 2017 19:44)

    Ich freue mich, dass die Reise nun richtig losgeht, und verfolge mit Freude diesen schönen Blog! Toll geschrieben - da hat man fast das Gefühl, selbst mit dabei zu sein.
    Viel Spaß weiterhin im AvivA-Tour-Bus und viel Erfolg

  • #4

    Graham (Freitag, 08 September 2017 19:03)

    it seems to be an amazing Blog. Would you mind translating it into English?
    A short summary would do!

  • #5

    Maria (Sonntag, 10 September 2017 11:59)

    Ganz toll, well done !!! Les ich super gern ... orginelle schöne Fotos too xx

  • #6

    Matthias Reimschüssel (Montag, 11 September 2017 17:56)

    Liebe Britta,
    ein sehr schöner Blog, wunderbar geschrieben und phantastische Fotos!
    Schade das wir uns in Hannover nicht getroffen haben. Liebe Grüße und weiterhin viel Erfolg auf deiner Tour.
    Matthias

  • #7

    Ludwig (Montag, 11 September 2017 21:40)

    Liebe Klara-Emilia. Ich verfolge diesen Blog nun schon seit mehreren Tagen und muss gestehen, ich bin begeistert!
    Sehr schön geschrieben und wundervolle Bilder.
    Weiter so!

  • #8

    Petra Müller (Dienstag, 12 September 2017 10:07)

    Liebe Britta,
    ist ja wunderschön zu sehen, wie sich dieses tolle Projekt immer mehr mit Leben füllt. Man möchte sich glatt Eurer Lesereise anschließen. Kompliment an Deine Tochter für die schönen Bilder und Texte und gute Weiterreise!

  • #9

    Annette Antoine (Dienstag, 12 September 2017 12:48)

    Liebe Britta, liebe Klara-Emilia,
    vielen Dank für den schönen Abend in Hannover und viel Spaß weiterhin auf eurer Reise! Der Blog ist toll geschrieben!

  • #10

    Anja Krauß (Dienstag, 12 September 2017 17:47)

    Liebe Britta, ich bin hin und weg, wie Klara-Emilia Eure tollen Erfahrungen beschreibt. Ihr habt ja bisher eine erfolgreiche Rundfahrt und viel Aufmerksamkeit. Am besten fand ich Klara-Emilas Überlegung, vielleicht auch Buchhändlerin werden zu können.
    Klara-Emilia: Ich kann dich nur darin bestärken - es ist ein toller Beruf. Leider ist der Verdienst weniger erbaulich...., aber das gibt es ja anderswo auch...
    Auf jeden Fall hat man mit spannenden Menschen und vielen inspirierenden Themen zu tun. Ich werde gedanklich mit Euch reisen und freue mich schon auf die weiteren Berichte.

  • #11

    Maria (Donnerstag, 14 September 2017 23:32)

    Ganz super ! ich Reise virtuell nach wie vor mit und geniesse die kleinen Buchläden die ja zu schln sind und die ich sooooo vermussr . Zu schade dass ihr es diesmal nicht nach London schafft Foyles hat ja immerhin 'ne German Section der Europäische Buchladen auch . ALSO spätestens beim 25. dann versprochen ???
    Ja und Buchhändlerin wär doch was zum Einstieg und Berufsleben ...eine profunde Ausbildung auf der frau viel aufbauen kann.... wenn noch keine Lust zum studieren aufkommt .... ansonsten Gap Year.. 20 Buchhandlungen in 20 Ländern vielleicht ...

  • #12

    Silke (Mittwoch, 20 September 2017 07:47)

    Liebe Klara-Emilia, ein schöner Beitrag über das AvivA-Bergfest hier in bei uns in Mainz! Uns hat es auch sehr viel Spaß gemacht. Und wie fein, dass Dir Mainz so gut gefallen hat, dann kommst Du uns ja vielleicht bald wieder besuchen. Gute Reise weiterhin!

  • #13

    Karin (Mittwoch, 20 September 2017 18:40)

    Liebe Britta, liebe Klara-Emilia, der Start in die 2. Hälfte Eurer Lesereise zeigt ein anderes Bild, als man es erwartet, wenn man Dresden hört.
    Es sind auch die anderen Bilder, interessant in jedem Fall.
    So war hoffentlich auch Eure Erfahrung eine gute und interessante!
    Es ist so spannend, die Blogs zu verfolgen! Ich freue mich auf die Nr. 12 und die folgenden!

  • #14

    Maria Saur (Mittwoch, 20 September 2017 18:58)

    Ja ich auch ; kann mich Karin nur anschliessen . Noch eine kleine Zusatzfrage an Britta : ist das der berühmte Richter den ich auch kenne jetzt in Dresden Buchändler ???

  • #15

    Gabriele Kalmbach (Sonntag, 01 Oktober 2017 11:11)

    Liebe Britta, liebe Klara-Emilia,

    schöne Idee, schöner Blog und tolle Fotos! Ich habe »Was trinken wir? Alles« auf meinem Blog als Lesetipp empfohlen und freue mich jetzt auf ein Treffen auf der Buchmesse! Herzlichen Glückwunsch zum 20-Jährigen! Gabriele

    http://gabrielekalmbach.de/was-trinken-wir-alles-frauen-der-alkohol-und-literatur/

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